
„Suo marito“, wie der italienische Titel lautet, war mein erstes Buch von Luigi Pirandello, das ich las. Seine Schreibweise, die mich ein wenig an Dostojewski erinnert, gefällt mir sehr gut. Er formuliert klar und verständlich in einer beschreibenden Art und Weise, dass man tatsächlich in das Geschehen eintauchen kann. Charaktere werden eingängig beschrieben, ebenso Verhaltensmuster, Gedankengänge und Gefühle. Man merkt schnell, dass Pirandello hier besonders auf philosophische und psycholgische Aspekte Wert legt.
Spiegel der Autobiographie
„Der Mann seiner Frau“ ist zum Teil eine Art Spiegel der Autobiographie Pirandellos. In seiner Novelle, die Anfang des 20. Jahrhunderts spielt und rund 239 Seiten hat, heiratet ein eher bescheidener Angestellte eine wesentlich jüngere Schriftstellerin, die mit ihren Werken regen Erfolg hat. Trotz ihres Erfolges bleibt sie bescheiden und zieht das einfachere Leben vor.
Ihr Mann hingegen möchte sich als ihr Manager profilieren und entwickelt einen lebhaften Geschäftssinn, indem er die Werke seiner Frau bewirbt und von ihrem Erfolg profitieren möchte.
Seine Kollegen verspotten ihn daraufhin in der Art, dass er von ihnen Visitenkarten erhält, wo er den Nachnamen seiner Frau trägt. Für damalige Verhältnisse undenkbar. Seine Frau erkennt die lächerliche Situation und distanziert sich immer mehr von ihrem Mann bis sie sich eines Tages von ihm trennt.
Sie gibt sich einem Mann hin, der um sie wirbt und ebenso Schriftsteller ist. Das Schicksal will es, dass die Liebe der beiden alsbald erlischt und das Kind der Schriftstellerin, das sie von ihrem damaligen Ehemann bekam, stirbt. Das Kind, das bereits fern von seinen Eltern aufgewachsen ist, wird im Haus seiner liebevollen Großmutter an „Verderbtheit“ zugrunde gehen.
Sie erträgt ihr Leid und kehrt auch nach diesen Schicksalen nicht zu ihrem damaligen Ehemann zurück. Beide bleiben allein und sind Gefangene in ihrer eigenen Tragödie.
Identifikation mit literarischen Figuren
In dieser Novelle identifiziert sich Pirandello vorübergehend und teilweise mit seinen Figuren. Hier insbesondere mit der Schriftstellerin, der er seine Vorstellungen leiht und sie seine eigenen Schaffensprozesse durchleben lässt.
Italienische Version für Fortgeschrittene
Das Buch ist sicherlich etwas für Fortgeschrittene, die der italienischen Sprache weitestgehend mächtig sind. Für Anfänger empfehle ich die deutsche Version.