
Dante Alighieri schrieb einen der bedeutendsten Endecasillabi der italienischen Literaturgeschichte, der sich in Vers 103 Gesang V im „Inferno“ seines Hauptwerks „Die Göttliche Komödie“ befindet.
Die Rede ist von „Amor ch’a nullo amato amar perdona“, ein Ausdruck, der seit jeher heiß diskutiert wird. Um ihn zu verstehen, muss man in die Geschichte reisen und den Zusammenhang verstehen, weshalb Dante Alighieri diesen niederschrieb.
Liebe verschont niemanden
Die gängigste Interpretation ist, dass die Liebe den Geliebten nicht davor „verschont“, zurückzulieben.
Im übertragenen Sinne bedeutet der Vers also, dass keiner der Liebe, dem Eros, entkommen kann, wenn er zuschlägt. Zudem ist es unmöglich, keine Liebe zu empfinden, wenn man selbst geliebt wird. Dies ist die Hauptauslegung des Ausdrucks.
HIntergrund sind die Liebenden Paolo und Francesca
Hintergrund dieses Ausdrucks ist das Gespräch mit Francesca im V. Gesang des Infernos. Hier begegnet Dante den zweiten Kreis, wo er den Seelen der Wollüstigen begegnet, die in ihrem realen Leben ihre Leidenschaft nicht im Griff hatten. Hier trifft Dante auf zwei Seelen, die vom Höllenwind weggefegt und zusammengetrieben werden und mit denen er ein Gespräch beginnen möchte. Es handelt sich um die beiden Liebenden Paolo Malatesta und Francesca da Polenta, die sich ineinander verliebt haben und eine ehebrecherische Affäre beginnen, bei der sie vom Bruder des Paolo, Gianciotto, der gleichzeitig auch der Gatte von Francesca ist, auf frischer Tat ertappt werden. Dante befragt Francesca über ihre Liebesbeziehung zu Paolo. Sie erzählt ihm, dass sie und Paolo sich nach dem Vorbild von Lancelot und Guinevere küssten. Paolo verstummte und weinte, als er Francesca zuhörte. Dante fällt ergriffen von seinen Gefühlen in Ohnmacht.
Und hier ließ Dante den Ausdruck „Amor ch’a nullo amato amar perdona“ einfließen, den Francesca gebraucht, um die Entstehung ihrer Gefühle zu erklären.